Sachlich falsch – Zahlenspiele
DerWesten.de berichtet via dapd in einem seiner Gerichtsartikel davon, dass ein 39-jähriger Mann ein 13-jähriges Mädchen geschwängert habe.
Ohne Frage ist dies auf vielen Ebenen ein Thema, bei dem viele Menschen mehr als nur die Nase rümpfen. Ob dies jedoch die bewusste(?) Irreführung durch den Autor des Artikels rechtfertigt wage ich offen zu Bezweifeln.
Wenn man diesen Artikel nämlich öffnet, springen einen die Fakten an und versuchen den Leser zu beißen. Der Mann ist 39, so weit stimmt die Überschrift. Allerdings ist das Mädchen heute eine 24-jährige Frau und das Ereignis liegt mitlerweile 11 Jahre zurück. 1999 war der Mann 28 und das Mädchen tatsächlich 13 Jahre alt. Die Überschrift müsste also entweder lauten 39-jähriger schwängert 24-jährige Frau – an sich nichts ungewöhnliches, oder eben 28-jähriger schwängert 13-jähriges Mädchen. Diese 11 Jahre Unterschied im Alter des Mannes ändern sicherlich nichts an den Vorraussetzungen der Strafbarkeit, werfen aber in meinen Augen ein ziemlich schlechtes Licht auf das Portal derwesten.de welches den Artikel ungefiltert übernommen hat, beziehungsweise auf den Autor (dapd) dieses Artikels
20. November 2010 um 12:56 Uhr
Geht ja noch weiter: 16.11.2010, DerWesten: „Zu sexuellen Handlungen kam es, nachdem beide Ende 1999 in eine gemeinsame Wohnung gezogen waren. Zu diesem Zeitpunkt war die 13-Jährige bereits im dritten Monat von einem anderen Mann schwanger. […] Das erste Kind der Zeugin kam im Juli 2000 zur Welt. Einen Monat später wurde sie vom Angeklagten schwanger. Ihre gemeinsame Tochter kam im Mai 2001 zur Welt.“ … ist dieser Prozess schon gelaufen? … man könnte Copy+Paste beim Urteil machen …
Aber was ganz anderes: Wenn ich richtig zähle, sind 18 Zahlen in diesem Artikel versteckt. Wäre viel zu viel Arbeit, eine solche Agenturmeldung auf die Schlüssigkeit seiner Zeitreihen zu überprüfen 😉
22. November 2010 um 17:41 Uhr
Da habe ich ja in der Tat etwas schnell aus der Hüfte geschossen, der Angeklagte könnte schon 29 und das Mädchen immernoch 13 gewesen sein im Jahre 2000. Es könnte aber auch ein 14-jähriges Mädchen und ein 28-jähriger Täter gewesen sein oder gar das Mädchen 14 und der Täter 29.
Da kann man schon verstehen, dass ein professionell geführtes Nachrichtenportal ins Straucheln kommt! Ich für meinen Teil bitte diese kleine Unaufmerksamkeit meinerseits zu entschuldigen und werde mich einer gerechten Strafe zuführen und die Kalender der letzten 11 Jahre inklusive der Wochentage auswendig lernen – wenngleich ich auch der Meinung bin, den grundsätzlichen Punkt dennoch trefflich herausgearbeitet zu haben. Ich kann nun aber nachvollziehen, wieso derWesten.de in diesem Artikel die Kommentare gelöscht und die Kommentarfunktion gesperrt hat. 😉
24. November 2010 um 00:31 Uhr
Ohh, da haben wir uns falsch verstanden … die Kritik ging komplett in Richtung Abschreibstube derwesten.de.
Ich fragte mich, warum die 2. „Beziehung“ rechtliche Folgen hat und daher eine Meldung wert ist, die 1. „Beziehung“ jedoch nur nebenbei erwähnt wird.
… und mein Erklärungsversuch war, dass man (also derwesten.de!!!) von der zahlenmäßigen Überzahl der zahlreichen Zahlen und Zahlwörter so geblendet war, dass man den Inhalt nur noch abschreiben aber nicht bewerten bzw. inhaltlich einordnen konnte.
… also absolut keine Kritik am fleißigen Schreiberlein dieser Website.
… aber Kalender auswendig lernen schadet nicht – man kann nie genug Synapsen haben …