Servicewüste Deutschland?! Oder doch nur eine Frage des Mindestlohns?
So hier mal meine erste Meinung und hierbei sind auch direkt mehrere Themenbereiche abgedeckt. Telefonieren mit einer Hotline, Paketlieferdienste und dann noch das Telefonieren mit einem Servicepartner. Dabei war der Grund nur eine explodierende Kaffeemaschine.
In den letzten Tagen ging in der Presse rum, dass einige Senseos aufgrund eines Herstellfehlers, dazu neigen zu explodieren. Deshalb hat Phillips eine Rückrufaktion gestartet. Dieser habe ich mich angeschlossen, da wir im Büro auch eine potentielle Bombe stehen hatten. Der erste Anruf bei der Phillipshotline funktionierte auch reibungslos, naja fast! Alle Daten inkl. Emailadresse hinterlassen, dabei war das Problem, dass ich das Wort „Google“ nicht buchstabiert habe, also wurde aus meiner @googlemail.com Adresse eine goglemail.com Adresse. Nun gut am zweiten Tag angerufen, Adresse berichtigt und schwupps einige Minuten später war mein Rücksendeauftrag im Posteingang. Dort habe ich dann gesehen, dass die nette Dame am Telefon bei einer gesagten 87 eine 41 verstanden hat. Gut kann passieren, klingt ja auch ähnlich, aber da ich nicht noch mal anrufen wollte und ich PDFs auch editieren kann, dachte ich mir: „ach änderst du das eben, die Firma wird ja wohl auf den Zettel schauen“. Wie es kommen sollte, schaute die Firma nicht auf den Zettel und nun begann die Odyssee meiner Kaffeemaschine. Zuerst ging es an die 41, kam natürlich nicht an, da – oh Wunder – ich dort nicht wohne. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Servicepartner haben wir den Fehler recht schnell erkannt und aus der 41 wurde eine 87. Jetzt dachte ich mir, muss das Paket ja ankommen. Pustekuchen! Der dpd-Zusteller konnte mich auch nicht an meiner richtigen Adresse vorfinden, da frage ich mich doch wie kann das sein? Ok, an dem Klingelschild steht auch der Name meiner Freundin drauf, aber das wird er doch wohl getrennt bekommen. Wie auch immer, gerade habe ich wieder mal einen Anruf von dem Servicepartner bekommen, dass Paket wurde wieder zurückgeliefert weil ich dort nicht wohne. Jetzt habe ich den Nachnamen meiner Freundin mit drauf setzen lassen, vielleicht klappt es ja jetzt. Ich bin gespannt!
Aber was will man erwarten in Zeiten von Lohndumping? Qualifizierte Mitarbeiter sind bei schlechter Bezahlung nicht so einfach einzustellen. Vielleicht könnte ein Mindestlohn hilfreich sein, dann wären die schlechtbezahlten Jobs doch eventuell wieder interessant und ich könnte mich über Paketzusteller freuen die des Lesens fähig sind.
13. Oktober 2009 um 09:58 Uhr
Hallo Peter, schön dich in unserer illusteren Runde begrüßen zu dürfen.
Zu deiner Meinung: Ist ein Mindestlohn nicht einfach nur ein Verbot an die Bürger eines Landes unter einem bestimmten Betrag zu arbeiten? Wieso schafft es der mündige Mensch nicht selbst zu sagen, nein für einen solchen Lohn mache ich die Arbeit nicht? Der gelbe Teil unserer neuen Regierung sagt doch immer Arbeit sollte sich lohnen.
Ich sehe einen Mindestlohn ehrlich gesagt nicht als Mittel der Wahl an, den Service respektive dessen Qualität zu steigern, denn seien wir mal ehrlich. Verdonnert man die Arbeitgeber dazu, einen höheren Lohn zu zahlen, heisst dies noch lange nicht, dass der Posten Personalkosten ansteigt.
Ich sehe es eher, dass die vorhandene Arbeit auf die qualifizierteren oder auch nur fleissigeren Leute umverteilt wird und die Arbeitsplätze im Billiglohnsektor wegfallen, womit du zwar vielleicht einen Zusteller hättest, der Lesen kann, jedoch nicht die Zeit dafür hat.
Ich sehe eher eine Lösung darin, von unserer Billig- bis Umsonstmentalität wegzukommen. Erst wenn wir wieder lernen qualifizierte Arbeit zu schätzen zu wissen, kommen wir aus dem Serviceteufelskreis heraus!
Wenn ich zum Beispiel sehe, wie viele Baumarktfahrräder auf der Strasse herumrollen wird mir anders! Der Leitspruch ist immer: „Ach, für meine Zwecke reicht das“ – die eigene Gesundheit wird hier ob des ach so günstigen Preises völlig ausser Acht gelassen. Ähnlich verhält es sich bei Dienstleistungen und anderen Konsumgütern. Weil der Mensch bei Kik kauft und auch mit murrenden Verkäufern zufrieden ist, bekommst du deine Kaffeemaschine nicht – logisch, oder?!
13. Oktober 2009 um 10:16 Uhr
Naja Geiz ist doch eben Geil!
Man bekommt es doch vorgemacht, aber wenn man mal schaut wer sich denn für die „mieseren“ hergibt und wenn einer in diesem Sektor auch nur aufbegehrt, dann wird ein Anderer gesucht. Sind wir doch mal ehrlich je geringer die Qualifikation umso geringer der Lohn. Jetzt kann man sagen, gut ist eben das Leistungsprinzip der Gesellschaft, aber das kann ja nicht wirklich alles sein. Gute Arbeit soll auch gut bezahlt werden und das auch im Niedriglohnsektor!
Ach und gibt es im Kik überhaupt Verkäufer? Iwie muss man ja die Jeans für 99 Cent rentabel machen.
13. Oktober 2009 um 10:25 Uhr
Bei KiK gibt es Verkäufer, weil es auch Meschen gibt, die neben einen Flughafen ziehen und sich über Fluglärm beklagen!
Und der Mindestlohn ist genauso ein politischer Unsinn wie es die Abwrackprämie war und es andere Symptombekämpfende Mittel sind.
Wenn ich die Wurzel anpacken wollte, würde ich die Mühe und das Geld, was bei dieser Diskussion verbraten wird lieber in Bildung und Erziehung stecken. Die Jugend fordern und fördern um den Nachschub für die Ausbeuterfirmen abzuschneiden. Selbstwertgefühl ist das Zauberwort.
14. Oktober 2009 um 09:53 Uhr
Wo du das Thema Bildung und Erziehung ansprichst, dazu wurde Zensurulla auch mit Blick auf die Abwrackprämie befragte, warum man nicht die 5 Mrd € für Bildung und Familie ausgegeben wurden. Um die Situation der Familien zu verbessern, ihre Antwort war dann, dass die Abwrackprämie sehr viele Menschen vor der Arbeitslosigkeit bewahrt haben, ob es was genutzt hat wird die Zukunft zeigen. Da die Wirtschaft sich, laut Aussagen von Experten, wieder erholt könnte die Abwrackprämie tatsächlich geholfen haben.
Jetzt nur nochmal von der anderen Seite betrachtet, bzw. um Ulla´s Standpunkt nochmal aufzugreifen. Wenn also der Mindestlohn die Situation der Familien verbessert, steigt somit auch das Selbstwertgefühl, da man eben nicht zur Tafel oder ähnlichem gehen muss um was zu Essen zu haben. Dann macht das Arbeiten ja vermutlich auch im Niedriglohnsektor Sinn und die „Ach mir doch alles egal“-Mentalität könnte bekämpft werden.
Nur mal zur Veranschaulichung, eine alleinerziehende Frisören mit einem Kind bekommt mehr Geld durch die „Stütze“ als wenn sie arbeiten gehen würde. Da kann man es dem Gesellschaftsteil noch nicht mal verübeln wenn die sagen, ich bleibe zu Hause.
Ob dadurch natürlich mehr Jobs geschaffen werden, wage ich zu bezweifeln, aber bedeuten nicht mehr finanzkräftige Leute nicht auch gleich mehr Nachfrage? Und führt teilweise nicht auch mehr Nachfrage zu mehr Arbeitsplätzen? Gut das Ganze klingt auch ein wenig nach Milchmädchenrechnung, aber ich finde es ist eine Überlegung wert!
Ich finde indirekt ist die Einführung des Mindestlohnes auch ein stückweit Investition in Bildung und Erziehung. Zumal in meinen Augen die Erziehung in Elternhand gehört und nicht in die Hand des Staates, aber das ist ein ganz anderes Thema. Der Bildung kann es nicht schaden, da dann eventuell weniger Jugendliche zu Mini-jobs gezwungen werden und somit auch die Zeit zum lernen nutzen könnte. Die Frage ist natürlich ob die Zeit dann für´s Lernen genutzt wird, die Mentalität wird dann eher dazu führen „Spaß“ zu haben, und Spaß ist teuer. Dies würde vermutlich dazu führen, das gearbeitet wird um den Spaß zu finanzieren – ein Teufelskreis.
Alles nicht so einfach mit dem Welt-verbessern!
14. Oktober 2009 um 12:01 Uhr
Die Abwrackprämie hat aber nicht nur Jobs temporär erhalten, sondern zugleich auch die Vernichtung anderer Jobs eingeleitet. Viele kleine Werkstätten, die sich nur so gerade über Wasser halten konnten, werden nun ihre Kunden verloren haben. Der Gebrauchtwagenmarkt ist für eine Weile so gut wie tot. Die Jobs die jetzt erhalten wurden, werden früher oder später auch noch draufgehen, da die Nachfrage naturgemäß einbrechen wird, denn die meisten die sich in den nächsten 1-3 Jahren ein neues Auto kaufen wollten, haben jetzt die günstige Gelegenheit genutzt und eben jenen Kauf vorgezogen.
Der Umwelt wurde damit auch nur bedingt geholfen, denn diejenigen, die sich ein neues Auto leisten konnten, fuhren in den seltensten Fällen echte Stinker, sondern haben jetzt Autos verschrottet, die im Vergleich zu den wirklichen Unterklassewagen klimaschonend waren.
Wieso zwinge ich eine Firma dazu mehr Geld zu zahlen, wenn die Bilanz es scheinbar nicht hergibt? Anstatt den Lobbyisten das Geld in den Rachen zu werfen, sollte man vielleicht überlegen, die schlecht bezahlten Jobs direkt beim Arbeitnehmer zu subventionieren und den Arbeitgebern in solchen Fällen, die dann auch durch die Verwaltung der Ausgleichszahlungen ohne die BILD auffallen würden, mehr auf den Zahn zu fühlen, anstatt das Internet auszudrucken und Computerspieler zu verfolgen.
Daraus würde dann vielleicht auch die erhöhte Nachfrage entstehen und das Geld landet endlich zurecht bei den Firmen, die es vorher für weniger Leistung direkt vom Staat bekommen haben.
17. Oktober 2009 um 22:35 Uhr
Beim Thema Mindestlohn ist meine Meinung eindeutig: Die Einführung ist längst überfällig!
Grundsätzlich bin ich überhaupt kein Anhänger staatlicher Regulierungswut, schon gar nicht, wenn über Umverteilungen von oben nach unten bzw. umgekehrt diskutiert wird. Ein freier Markt in einem demokratischen Land sollte sich soweit wie möglich selbst ausbalancieren. Aber wenn man feststellt, dass die Waage kippt und – wie in diesem Fall – arbeitende Menschen auf der Strecke bleiben, dann muss die Politik ihre Aufgabe als Leitplankensetzer wahrnehmen.
Um es vorweg zu nehmen. 12 Euro sind unrealistisch, aber die vielfach geforderten 7,50 Euro sollten es schon sein.
Beispiel gefällig?
Steuerklasse 1, keine Kinder mit 6 Euro entlohnt: Da bleiben satte 790 Euro netto zum Leben im Monat.
Zum Vergleich: Die Summe aus ALG II und staatlich finanzierter Bruttowarmmiete ergibt 719 Euro.
D.h. schon bei 6 Euro muss man ein Gutmensch sein, um morgens früh aufzustehen, denn die Differenz von 70 Euro wird die Wegekosten zu/von der Arbeit nicht unbedingt decken.
Aber 6 Euro sind ja nicht das Ende der Fahnenstange im Spiel „Wer bietet weniger?“.
Ich weiß, jetzt kommen diejenigen aus der Deckung, die den „Aufstockerinnen und Aufstockern“ weiter Mut zusprechen wollen. Aber was heißt denn das? Unternehmen zahlen Löhne, von denen man nicht leben kann (und wir sprechen hier über Vollzeitjobs!) und dann kommt die Allgemeinheit und zahlt die Differenz.
Ich möchte mich hier gerne mal weit aus dem Fenster lehnen: Ein moderater Mindestlohn wird nicht zum Abbau von Arbeitsplätzen führen!
Ok, eine gewagte Aussage, weil ich voraussetze, dass wir alle unseren Beitrag dazu leisten… soll z.B. heißen:
– Unsere Haare lassen wir weiterhin bei Friseur schneiden und nicht mal eben schwarz am Wochenende.
– Reinigungskräfte leisten ihren wertvollen Job versicherungspflichtig.
– Wenn uns das Schöner-Wohnen-Gefühl überkommt, wird die Arbeit vom Fachmann aus dem Malerhandwerk mit Rechnungsblock übernommen.
Bin ich jetzt naiv, weil ich davon ausgehe, dass wir uns an Gesetze halten … dass wir beim Friseur gerne 2 Euro mehr zahlen … dass wir nicht nur auf den persönlichen (finanziellen) Vorteil zu Lasten anderer pochen … dass ein Mindestlohn mehr Probleme löst als er neue schafft?
… ich befürchte JA.
19. Oktober 2009 um 08:37 Uhr
Wenn das alles so funktionieren würde, wie du es schilderst, würde ja tatsächlich das Umdenken eintreten, welches ich auch „fordere“ und allein dies könnte schon einen großen Teil der Lösung des Problems ausmachen.
Leider hast du selbst erkannt, dass dies wohl eher Traum bleiben wird, als sich in Realität zu verwandeln – Schade! Und daher glaube ich auch, wird der Mindestlohn eben in jenem Billiglohnsektor die Arbeitsplätze vernichten und noch härtere Arbeit für den einzelnen zur folge haben.
3. August 2015 um 08:39 Uhr
Der Artikel ist zwar schon älter, dennoch aktueller denn je, dennoch hat sich in diesem Bereich ja nicht wirklich etwas geändert. Der Mindestlohn ist jetzt zwar dar, aber davon können immer noch nur die wenigsten Leben. Hier muss sich doch noch einiges mehr tun.