Ansichtssache
Heute morgen habe ich auf der Zugfahrt viele Menschen mit ihren Zeitungen gesehen und da bleibt es natürlich nicht aus, dass man auch mal einen Teil davon mitliest. Ich beschränke mich zumeist auf die Überschriften, aber genau dort fand ich eine interessante Trennung der Sichtweisen. Die Rheinische Post titelte: „Deutsche zahlen im internationalen Vergleich am meisten für Wasser!“. Schonungslos die Abzocke aufgedeckt will man meinen. Dagegen schrieb in viel größeren Lettern eine andere Zeitung, deren Titel ich leider schuldig bleiben muss: „Die Deutschen haben das beste Wasser!“. Ob es zwischen der „Horror“-Meldung und der guten Nachricht des Tages wohl einen Zusammenhang gibt? Da werde ich in meinem stillen Kämmerlein wohl drüber nachdenken müssen!
2. September 2008 um 19:45 Uhr
Um einfach mal den Faden aufzunehmen, ich persönlich finde Wasser ja total wichtig…
4. September 2008 um 14:38 Uhr
Ja, Wasser ist auch total wichtig! Es soll sogar Leute geben, die das deswegen sogar studieren. 😉
Natürlich ist es Ansichtsache, ob wir hier in Deutschland das teuerste oder das beste Trinkwasser haben. Die Zeitungen müssen schließlich was zu schreiben haben. Dann wird halt so getitelt, wie gerade die Stimmung im Land ist. Man kann sich vorstellen, wie die BILD schreiben würde, wenn – aus welchen Gründen auch immer – in einer großen deutschen Stadt krankheitserregende Keime im Trinkwasser gefunden werden würden:
„DEUTSCHES TRINKWASSER DAS SCHLECHTESTE DER WELT!“
Oder für die Hauptstadt:
„BERLINER TRINKWASSER VERSEUCHT! TERRORISTEN-ATTACKE?“
Was die BILD dann einem verschweigen würde ist natürlich, dass genannten Keime im Trinkwassersystem hier in Deutschland schnell unter Kontrolle zu bringen sind und dass terroristische Anschläge aufgrund der hohen Verdünnung wirkungslos sind.
In der DDR war das Trinkwasser übrigens umsonst. Das hat natürlich reichlich Verschwendung mit sich gezogen und bezüglich der Trink- und Abwassersysteme guck man da jetzt in die Röhre. Bisschen kosten sollte das Trinkwasser also schon.
An anderen Orten der Welt, insbesondere den Dritte-Welt-Ländern, geben Familien den Hauptteil ihres Einkommens für frisches Trinkwasser aus. Wer das mal auf deutsche Verhältnisse umrechnet sieht, dass es für uns wohl doch nicht sooo teuer ist. Was die Rheinische Post wohl mit dem „internationalen Vergleich“ meinte?
Wahrscheinlich wurden mit den Preisen der USA verglichen. Ich schätze mal, dass dort das Trinkwasser billiger ist, denn schließlich ist Wasser die zweitwichtigste Flüssigkeit im Lande. Dort ist das Trinkwasser übrigens starkt gechlort, darin besteht die hauptsächliche Aufbereitung.
Übrigens wohnen wir nahe der Wiege einer der bekanntesten Trinkwasseraufbereitungsarten weltweit: Das Mülheimer Verfahren.
Nun ja, wie schon gesagt, die Zeitungen müssen einfach was zu schreiben haben. Wir sollten uns hier in Deutschland aber glücklich schätzen über die Qualität unseres Trinkwasser, der „hohe“ Preis ist es wert.