Bäderpolitik
Dieses Wort – Bäderpolitik – treibt mir als gebürtigem Essener einen mehr als kalten Schauer über den Rücken. Wer schonmal auf die Schwimmbäder der Stadt geschaut, oder meinen Artikel über die Sportpolitik gelesen hat, ist sich hoffentlich im Klaren darüber, dass es mit der Bäderpolitik oder besser allgemein Erlebnispolitik in Essen nicht gut bestellt ist. Einen großen Fehler scheint man zwar eingesehen zu haben, aber hat man auch daraus gelernt?
So hat die Stadt Essen mitlerweile wirklich zugegeben, dass es ein Fehler war, dass Nöggerathbad aufzugeben und statt dessen die Oase (eines der größten Millionengräber der Stadt), mit einem Aussenbecken auszustatten. Für diese Geschichte hatte man dem Betreiber RuWa Dellwig seinerzeit 3 Millionen Mark, von denen, wie könnte es in Essen anders sein, nur ein Bruchteil bisher ausgezahlt wurde, zugesagt. Dies sollte für die Sanierung des Freibades Hesse verwendet werden.
Das Bauland, dass gewonnen wurde, ist mitlerweile zu sage und schreibe 30% vermarktet und das Bad bereits nur noch eine Erinnerung. die höchstens noch durch die Köpfe einiger Studenten oder älteren Semester kreist. Die Oase soll laut neusten Erkenntnissen weichen, da man sich wie erwähnt eingestehen musste, einen dicken Fehler begangen zu haben. Immerhin übersteigen die Einnahmen des Areals endlich die Ausgaben.
Bis hier habe ich die aktuellen Informationen einfach mal aus dem Portal von „Der Westen“ übernommen.
Nun werden wir etwas persönlicher – schliesslich geht es um meine Heimat! Hesse soll bekanntermaßen auch geschlossen werden, da es so baufällig ist. Wenn ich nun also lese, dass von den zugesagten 1,5 Mio € nur ein verschwindend geringer Teil angekommen ist und Hesse geschlossen werden soll, weil es so lang nicht saniert wurde, dann kommt mir im wahrsten Sinne des Wortes die Galle hoch…
Die Essener Politik macht Fehler und die Bürger sollen darunter leiden. Wenn man nach der Schuldfrage für den Zustand Hesses entschiede, müsste die damalige Regierung die Sanierung aus den eigenen Parteikassen zahlen (welche mit Sicherheit für drei Bäder reichten). Aber, da man sich zwar die Fehler eingesteht, sich aber dennoch nicht im klaren darüber ist, kurz davor zu stehen den selben Fehler erneut zu begehen – schliesslich will man ein Bad schliessen mit dem Gedanken:“die Besucher haben doch diverse Ausweichmöglichkeiten“ – wird man einen Teufel tun, auch nur ansatzweise dafür geradezustehen.
Ich habe ein wenig Angst um meine Heimat, denn der „Tod“ des Bades hätte, von den Politikern scheinbar nicht geahnte Auswirkungen. Hesse ist definitiv der letzte Ort in Borbeck, an dem sich wirklich viele Menschen im Sommer amüsieren können. Insbesondere Jugendliche, welche sonst auf der Strasse rumlungerten und Leute anpöbeln würden. So erlebt in Dortmund Scharnhorst, einem der sozialen Brennpunkte Dortmunds, in dem es eben nichts zu erleben gibt.
Mein Aufruf daher, liebe Politiker, denkt nicht nur an die günstigste Möglichkeit – die nunmal eine Schliesslung von zahlreichen Bädern ist – sondern denkt auch mal darüber nach, was mit einem Stadtteil passiert, wenn es dort keine Freizeitangebote mehr gibt. Zugleich: Liebe Essener, gebt euch nicht kampflos geschlagen. Wäre ich noch Bürger dieser Stadt, ich würde alles dafür tun, Hesse zu erhalten.
Nicht aus Jugendromantik, nein! Einfach nur aus Angst um meine Heimat!