Systemkritiker vor Ort
Manchmal sind es die kleinen Dinge, die einen aufregen. Oder auch nur ein einziger Satz. Das finanzielle Desaster einer völlig fehlgeplanten Party an der Bochum Ruhr-Universität ist schon einige Zeit bekannt. Weit über 200.000 Euro wurden seinerzeit schlichtweg vernichtet (Quelle). In einem Artikel über das Ereignis auf zeit.de bzw. in der ZEIT Campus (Ausgabe 02/2008) erklärt der mittlerweile ehemalige Vorsitzende des Bochumer Asta, wo das Hauptproblem lag.
Der Satz meiner Entrüstung findet sich natürlich am Schluss des Artikels – quasi als Höhepunkt. Es heißt, der 21jährige räume ein, Fehler gemacht zu haben. Doch darüber hinaus muss ich lesen:
[…] er empfindet es auch als „Fehler im System“, dass unerfahrene Studenten mit so viel Geld jonglieren dürfen. (Quelle)
Da kämpft man als Jugend jahrelang gegen Eltern und sonstige unsere geistige Reife anzweifelnde Personen und Institutionen an; man ist ja so erwachsen und kann schon eigene Entscheidungen treffen. Aber dann schiebt man Verwantwortung auf diese Weise von sich? Die Kompetenzen des Asta bzw. ihres Vorsitzenden sind kein Systemfehler sondern eine verantwortungsvolle Position. Wer dort aktiv sein will bzw. ist muss sich dessen bewusst sein und dementsprechend handeln. Nur weil die großen Vorbilder nicht mit Geld umgehen können (Quelle), muss das doch nicht gleich für jeden Juso gelten. Kant hätte diese Einstellung wohl gar nicht gefallen.
Allein schon durch die Dimension dieser Veranstaltung hätte doch jedem halbwegs realistisch denkenden Menschen aufgehen müssen, wie leicht das ganze Unterfangen in einem Fiasko enden kann. Sechsstellige Gage allein für Bands? Geplante 5000 Besucher? 30 Euro Eintritt?
Soll man wirklich glauben, dass Studenten, die ohnehin immer über ihre knappes Geld aufgrund von Studiengebühren, Semesterbeiträgen, Anschaffung von Literatur usw. klagen, mal eben 30 Euro für einen Partyeintritt auf den Tisch legen?
Ein Asta-Vorsitzender sollte sich der Position bewusst sein, die er inne hat und in erster Linie daran arbeiten, den Nutzen der Studentenschaft zu maximieren, die ihrerseits Geld aufbringt, mit dem der Asta arbeitet. Dass der 21jährige sich selbst als unerfahrenen Studenten ansieht, hätte ihm vielleicht zu denken geben sollen, ob er für den Posten überhaupt geeignet ist. Mit viel Geld, dem Geld anderer, arbeiten (nicht jonglieren) zu dürfen ist ein Privileg, kein Fehler im System. Stattdessen ist es ein Armutszeugnis, dass niemand gefunden wurde, der angemessen damit umzugehen wusste.