Tolle Ideen und Schnee für alle!
Änderungen am Spielmodus eines Wettbewerbs sind im Fußball in den meisten Fällen umstritten. Anlässlich der aktuellen Paarungen im DFB-Pokal schlägt Kommentator Johannes Aumüller von sueddeutsche.de eine Regeländerung vor, die auf den ersten Blick nicht abwegig erscheint und doch den Wettkampfgedanken pervertiert.
Auf sueddeutsche.de findet sich heute mal wieder eine revolutionäre Idee (Quelle). Johannes Aumüller meint dem DFB-Pokal zusätzliche Spannung verleihen zu können, indem unterklassige Mannschaften ein grundsätzliches Heimrecht für Partien gegen Mannschaften höherer Ligen erhalten. Berechtigt sieht er dies durch die vorhandene (und von ihm selbst als ihrer damaligen Grundlage beraubten) Regelung, welche Amateurmannschaften ein Heimrecht gegen höherklassige Teams gewährt. Aussage: des Kommentators:
Mit einer kleinen Regeländerung könnte der DFB den Wettbewerb noch viel interessanter machen. Denn wer will schon Dortmund gegen Jena sehen? Jena gegen Dortmund ist die viel spannendere Alternative – und bietet viel eher die Chance, dass der Pokal mal wieder einen Abend nach seinen eigenen Gesetzen erlebt. (Quelle)
Im wesentlichen sollen schlechten Mannschaften also bessere Chance eingeräumt werden, sich im Pokal durchzusetzen. Eine tolle Idee. Ich führe den Gedankengang mal weiter und schlage ebenfalls einige Ergänzungen des Regelwerks vor:
- Unterklassige Mannschaften erhalten wie bereits vorgeschlagen ein allgemeines Heimrecht. Bei einem Aufeinandertreffen gleichklassiger Mannschaften entscheidet der jeweilig aktuelle Tabellenplatz. Das schlechter platzierte Team darf auf eigenem Platz spielen. Wahlweise kann auch eine komplizierte Formel entwickelt werden, die eine Fünf-Jahres-Wertung, aktuelle Spielernoten des Kicker sowie den durchschnittlichen Lautstärkepegel in den Stadien der beteiligten Mannschaften berücksichigt.
- Bei Aufeinandertreffen von Mannschaften verschiedener Spielklassen erhält das niederklassige Team zu Beginn des Spiels je Klasse Unterschied ein Tor Vorsprung. Das Spiel eines Dritt- gegen einen Bundesligisten startet so zum Beispiel beim Stand von 2:0.
- Bei zwei oder mehr Klassen Unterschied zwischen den beteiligten Mannschaften werden zur Angleichung der spielerischen Fähigkeiten (Spannungserzeugung) zusätzlich die herrschenden Platzbedingungen verändert. Je nach den Möglichkeiten am Veranstaltungsort kann zwischen Schlammschlacht durch extreme Bewässerung und Eineisung des Spielfelds plus Schneedecke gewählt werden. Ein Pilotversuch wurde bereits erfolgreich durchgeführt (Quelle).
- Da die Spiele unter den neuen Regelungen wesentlich spannender werden, muss das Heimteam jedoch auch dem wachsenden Zuschauerandrang gerecht werden. Somit dürfen Partien im Pokal nur noch in Stadien mit einem Fassungsvermögen von mindestens 20.000 Sitzplätzen ausgetragen werden. Kann ein Verein dies nicht vorweisen hat er die Wahl unter Verlust der durch die neuen Regelungen gewonnen Vorteile ein ausreichend großes Ersatzstadion zu wählen oder unter Wahrung der Vorteile auf sein Heimrecht zu verzichten.
Warum nennt sich diese Veranstaltung denn Wettbewerb? Vom Prinzip her soll sich das jeweils beste Team durchsetzen und schließlich den Titel erringen. Wie Johannes Aumüller selbst einräumt ist die Amatuer-Heimrecht-Regel überholt. Doch wieso dann nicht der Vorschlag, diese einfach abzuschaffen? Heim- oder Auswärtsspiel wird im DFB-Pokal schlichtweg per Losverfahren entschieden. Dies sollte die Regel sein – ohne jede Ausnahme. Dass ein Pokalabend nach „seinen eigenen Gesetzen“ abläuft, schließt doch ganz offensichtlich ein Eingreifen in das vorhandene Regelwerk aus!