Eine ganz normale Bahnfahrt.
Auszug aus dem deutschen Waffengesetz:
Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer
1. entgegen § 2 Waffengesetz Abs. 1 oder 3, jeweils in Verbindung mit Anlage 2 Abschnitt 1 Nr. 1.2.2 bis 1.2.4, 1.3.1 bis 1.3.3, 1.3.5, 1.3.7, 1.3.8, 1.4.1 Satz 1, 1.4.2 bis 1.4.4 oder 1.5.3 bis 1.5.5, einen dort genannten Gegenstand erwirbt, besitzt, überlässt, führt, verbringt, mitnimmt, herstellt, bearbeitet, instand setzt oder damit Handel treibt […]
Schlagringe gehören unter anderem zu diesen Gegenständen.
Warum zitiere ich diesen Gesetzestext? Die Antwort auf diese Frage ist einfach, aus aktuellem Anlass – einem Anlass, der mir zu denken gegeben hat.
Bereits zum zweiten mal konnte ich Zeuge eines illegalen Waffenbesitzes werden. War es beim ersten mal ein etwa 14 Jahre alter Junge in einer U-Bahn, so war es diesmal ein ungefähr 20 jähriger in der S-Bahn. Ich frage mich ernsthaft, was der Junge seinerzeit gemacht hätte, wenn er das Messer ganz hätte ziehen können. Noch mehr jedoch frage ich mich, was passiert wäre, wenn ich den Schlagring nicht gesehen hätte, um nicht mehr zeitig mit den letzten Mitreisenden auszusteigen und die übrige Station zu laufen.
Ich werde beides zum Glück nicht erfahren – das schlechte Gefühl jedoch bleibt!
Nun ist der Punkt aber der, wie ich in einem Kampfsportforum (Quelle), gelesen habe, gibt es einige Menschen, die die gesetzliche Reglementierung von gewissen Waffen ablehnen. Schließlich gibt etwa ein Schlagring einer Frau die Möglichkeit sich auch gegen einen Mann zu wehren. Ich bin auch kein großer Freund von Reglementierungen, jedoch kann ich gerade ob der jüngsten Ereignisse nicht verstehen, wie man Waffenbesitz befürworten kann.
Welcher normale Bürger würde sich schon bewaffnen? Kauft man eine Waffe nicht, um sie auch einzusetzen? Unter anderem wurde in oben erwähntem Forum auch das Argument eingestreut, Schlagringe würden mehr innerhalb der organisierten Kriminalität genutzt – in Momenten in denen das Opfer auch nicht zur Polizei gehen würde. Dem kann ich nur entgegnen, dass eine Straftat doch nicht moralisch besser wird, weil man sie an einem anderen Straftäter verübt, oder irre ich mich hier?
Ich bin nicht der Ansicht, dass das Recht eine Waffe zu tragen jedem Bürger zustehen sollte. Im Gegenteil, ich denke, dass einige Gesetze sinnvoll sind, nur die Übertretung des selben zu gering geahndet wird. Ich habe im Zusammenhang mit dem Schlagring gelesen, dass bei Erstfund und nicht nachgewiesenem Einsatz höchstwahrscheinlich nur eine Geldstrafe verhängt wird. Wieso kann jemand, der einen Gegenstand, der offensichtlich keinen anderen Zweck erfüllt, als anderen Menschen Schaden zuzufügen oder sie sogar zu töten, mit einer vergleichsweise milden Strafe davonkommen? Jeder normal denkende Mensch ist sich doch völlig bewusst, dass er einen -völlig zurecht – verbotenen Gegenstand mit sich führt, also sollten die Konsequenzen doch dementsprechend ausfallen. Es ist vielleicht etwas „mutig“ das Mitführen einer Waffe mit der potentiellen Benutzung gleichzusetzen, aber ein Jäger geht auch nicht in den Wald um den Vögeln zu lauschen.
In diese ganze Debatte stößt natürlich nun noch die negative Berichterstattung der letzten Wochen. Der grausame Überfall in München, wütende Raucher, Telefonierer, Musikhörer in allen Teilen Deutschlands, die ihr „Recht“ durchsetzen wollen. Hier behaupte ich ganz klar, ist die fehlende Zivilcourage schuld, dass dies so ausufern konnte. Jeder ärgert sich seit je her über plärrende Handys aber keiner sah sich dazu gezwungen mal einen Ton zu sagen. Bis es die Regel wurde. Die Täter haben sich an ihre Tat gewöhnt. Die Verkehrsbetriebe haben diesen Trend teils völlig ignoriert und dünnen lieber ihre Takte aus, als mal etwas FÜR den Kunden zu tun. Nun kämpfen wir also mit sowieso schon verzogenen Jugendlichen, die sich auch noch im Recht der Gewohnheit wägen. Herzlichen Glückwunsch. Aber dies steht gerade gar nicht zur Debatte.
Es geht darum, dass diese gewaltbereite Spezies von einigen Menschen, die etwas zu sehr auf die persönliche Freiheit achten, auch noch Möglichkeiten an die Hand bekommt ihre bereits niedrige Hemmschwelle auch noch mit Waffengewalt auszuleben. Schließlich ist es jetzt schon unmöglich, wie sehr solche Kleinigkeiten wie ein Schlagring reglementiert werden. Setzen wir diese Regelung doch mal rein hypothetisch ausser Kraft. Was würde nun passieren?
Ich stelle mir das folgendermaßen vor. Zuerst bewaffnen sich die ganzen Halbstarken, die sich in der gemeinen und ungerechten Welt positionieren wollen. Die organisierten Täter brauchen dies nicht mehr, die sind es sowieso schon. Diese beiden Gruppen werden nun früher oder später sich vermischen oder aufeinanderprallen, denn Waffen geben ein Gefühl von Macht und davon bekommt man nie genug! Was tut nun der normale Bürger, der immer mehr Angst verspürt? Ganz klar, er kauft sich eine Waffe – der klassische Kreislauf des Wettrüstens beginnt. Wo das enden würde überlasse ich der Phantasie des geneigten Lesers.
Als mir bei meinen Recherchen bewusst geworden ist, dass dieser Mensch, der bereit schien, den Schlagring einzusetzen, für das Mitführen einer illegalen Waffe höchstwahrscheinlich nur eine Geldstrafe erhalten wird, wurde mir irgendwie anders. Es werden Raubkopierer, die immer teurer aber immer schlechter werdende Musik kopieren, aufs schärfste verfolgt, aber der Besitz eines todbringenden Instruments wird nicht schärfer sanktioniert. Ich bin absolut von dem Gedanken überzeugt, dass kein Bürger, der nicht Jäger, Sportschütze oder ähnliches ist eine Waffe tragen sollte. Wer lässt sich denn bitte von einer Geldstrafe abhalten, wenn er sowieso nicht viel zu verlieren hat? Gesetze sollen dazu da sein unser Zusammenleben zu vereinfachen und sicherer zu machen. Ich bitte den Gesetzgeber auch hier anzusetzen anstatt Kinder, welche im Internet Musik runterladen zu verfolgen und zu kriminalisieren – Waffen waren immer schon gefährlich – Musik erst, seit es Gangster Rap gibt.
4. März 2008 um 10:47 Uhr
Dass das Waffengesetz in seiner Form sinnvoll ist und auch nicht aufgeweicht oder abgeschafft werden sollte ist sicherlich richtig. Ich denke, dass steht auch gar nicht zur Debatte. Hauptfrage war doch, wieso ein Verstoß nur so geringe Konsequenzen nach sich zieht. Gegenfrage: Wie hoch soll die entsprechende Strafe sein? Denn auch wenn es im Einzelfall ein merkwürdiges Gefühl hinterlässt – der potentielle Einsatz einer solchen Waffe darf schlichtweg nicht berücksichtigt werden um ein Strafmaß zu verschärfen. In den falschen Händen kann auch von einem Baseballschläger, einem Brötchenmesser oder einer Plastiktüte eine potentielle Gefahr ausgehen, und diese lässt sich noch nicht einmal auf den Gegenstand zurückführen. Tat und mögliche Tat müssen strikt getrennt betrachtet werden.
Zum zweiten funktioniert auch das Prinzip der Abschreckung durch höhere Strafen erwiesenermaßen nicht. Der Grund: Keiner rechnet damit erwischt zu werden.
Eine manchmal etwas unausgewogene Bestrafung verschiedener Sachverhalte will ich aber gar nicht abstreiten. Hier ließe sich sicherlich eine lange Diskussion führen.
5. März 2008 um 23:38 Uhr
Das Problem sind nicht die Waffen. Das Problem sind die Menschen.
Bei dieser Diskussion sollte zunächst definiert sein, was eine Waffe ist. Ziehen wir für eine Lexikondefinition Wikipedia hinzu:
„Als Waffe werden in der Regel alle Mittel verstanden, die dazu geeignet sind, Lebewesen in ihrer Handlungsfähigkeit zu beeinträchtigen oder handlungsunfähig zu machen, physisch oder psychisch zu verletzen oder zu töten.“
Das ist nun erstmal ein sehr weit gefasster Begriff, der vom Körper eines Kampfsportlers, über ein Auto, diverse Maschinen bis hin zu Gewehren, Granaten, Geschützen und dergleichen führt. Nahezu alle Mittel des täglichen Bedarfs lassen sich als Waffe verwenden oder durch handwerkliche Bearbeitung in ihrer Tauglichkeit als Waffe verbessern.
Ein Verbot von Waffen im oben genannten Sinne ist also schlichtweg nicht möglich. Das verbieten von militärischem Gerät und Schusswaffen hingegen wäre wiederum schon eher im Bereich des Machbaren. Schließlich Klingenwaffen. Diese sind wohl noch durch geeignete Definition zu differenzieren, schließlich möchte man ja nicht die Küchenmesser verbieten. Schaue ich mir jedoch meine eigenen Küchenmesser an so muss ich feststellen, dass sie aufgrund ihrer Größe und Schärfe doch deutlich tödlicher sein können, als das typische Klappmesser. Nun gut, halten wir uns nicht an Detailfragen auf, sondern gehen weiter zu stumpfen Waffen, sprich Keulen, Schlagringen, etc. Keulen und dergleichen zu verbieten wäre von dem Verbot diverser Sportarten begleitet (an dieser Stelle denke ich ebenso an Speer und Diskus). Schlagringe zu verbieten mag noch möglich sein, doch sind sie (als Faustschutz und Faustschlagverstärker) leicht durch festes Seil oder diverse Baumarktartikel zu ersetzen. Womit wir nun am Ziel sind: Dem Baumarkt. Hämmer, Äxte, Sägen, ein wahres Arsenal an Waffen ist hier zu finden. Verbieten? Nur wie baut man dann etwas? Mit einer Nagelfeile? Kann man die nicht auch als Waffe benutzen? Was ist mit Glasflaschen? Mit Besenstielen? Mit Töpfen und Pfannen? Mit Stühlen und Hockern?
Der gedankliche Weg lässt sich auf beliebigem Pfad in Richtung Absurdität weiter führen, was zu folgendem Schluss führt: Es gibt unter obiger Definition des Waffenbegriffs keine beliebig Detail treue Abgrenzung von Waffen, anhand derer über Legalität entschieden werden könnte. Was in Bezug auf militärische Sturmgewehre gar nicht täuscht, doch wozu einen Schlagring verbieten, wenn sein Effekt durch zulässige Gegenstände ebenso leicht reproduzierbar wäre? Damit möchte ich nicht in Frage stellen, dass Schlagringe ausschließlich zum Zweck zu verletzen geschaffen sind. Doch sind sie dergestalt simpel, dass sie leicht reproduzierbar wären. Ein Verbot wäre also selbst wenn es vollständig durchgesetzt werden könnte nie seinem Ziel gerecht: Sicherheit zu schaffen.
Ungeachtet des Waffenbegriffs, wird eine Waffe immer von einem Menschen verwendet. Dieser Mensch wird immer in der Lage dazu sein selbst oder unter Zuhilfenahme von Mitteln beliebiger Art einem anderen Menschen Schaden zuzufügen.
Und genau das muss verhindert werden. Zusätzliche Verschärfungen von Waffengesetzen, erhöhte Strafmaße bei Besitz und dergleichen werden wirkungslos verpuffen, da es genügend Ausweichmöglichkeiten für Findige gibt.
Es ist eine Frage, wie unsere Gesellschaft mit Problemen umgeht, nicht wie unser Staat mit der Waffendefinition und entsprechenden Gesetzen umgeht.
7. März 2008 um 08:43 Uhr
Ich möchte mich Marius Meinung anschließen. Die Waffe an sich nicht gefährlich (jetzt mal von einem atomarem Sprengkopf abgesehen), es ist immer der Mensch gefährlich der sie einsetzt.
Darum ist die Waffe auch nur so gefährlich wie der Mensch, der sie mit sich führt. Ob Messer, Schlagring, Schreckschusswaffe oder Maschinenpistole, alles wird erst gefährlich wenn es entsichert ist und der Mensch am Abzug bereit ist sie zu benutzen. Also ist die eigentliche Frage, wie es so weit kommen konnte dass Jugendliche mit einem Schlagring durch die Gegend laufen und andere sich dadurch bedroht fühlen. Wobei das nicht nur Jugendliche sein müssen, es gibt genug radikale Gruppen, die es für nötig halten sich zu bewaffnen, mit je nachdem was in der jeweiligen Szene so als Waffe eingesetzt wird. Das muss kein Schlagring sein, man kann sehr viele Gebrauchs- und Sportgegenstände als Waffe einsetzen. Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt.
Das Waffengesetz ist in sich eindeutig, es mangelt uns nicht an Gesetzen. Woran es mangelt ist Aufklärung für Jugendliche, die es cool finden bewaffnet zu sein. Es ist eigentlich an sich absurd dass so etwas heutzutage dazu gehören kann und teilweise genauso normal ist wie ein Handy.
7. März 2008 um 09:19 Uhr
Ersteinmal möchte ich darauf hinweisen, das die Definitionen einer Waffe (ausserhalb des Versammlungsgesetzes) zwischen Wikipedia und dem Waffengesetz doch ein wenig auseinanderlaufen. Es ist mir klar, dass eine Forderung ein Küchenmesser zu verbieten zum Glück nicht durchsetzbar wäre. Das habe ich jedoch auch mit keinem Ton gefordert. Ich bin lediglich dafür, eine wweckgebundene Waffe wie einen Schlagring (Fleischklopen ist damit nicht!) stärker zu Sanktionieren, als zum Beispiel das illegale Kopieren von Musik. Nicht, dass ich selbiges schönreden möchte, aber – nochmals – ein Schlagring erfüllt keinen anderen Zweck als den eigenen Schlag zu verstärken und die Abwehrmöglichkeiten und Einsatzbereitschaft des Gegenübers herabzusetzen. Wer diesen mitführt weiß GANZ GENAU WARUM! Der gewaltbereite Jugendliche ist sicherlich mit einem anderen Strafmaß zu versehen, als der Erwachsene.
Es fehlt auch nicht an der reinen Aufklärung in der Art Waffen sind böse und verboten – dieser Mensch war sich vollkommen bewusst illegal zu handeln, denn als die Polizei ihn aufgegriffen hatte (ich habe ihn natürlich angezeigt), hat er sofort abgestritten, das dies seiner sei und behauptet er habe ihn auf der S-Bahn Toilette (auf der war er nicht, jedenfalls nicht in dieser Bahn) gefunden. Hier fehlt es vielleicht an der frühkindlichen gewaltkonträren Erziehung, aber aufgeklärt war er!
Ich habe auch nicht behauptet, es mangele uns an Gesetzen, sondern die Relation der Strafmaße untereinander lässt schlicht und einfach, gelegentlich zu Wünschen übrig. Bis zu einem gewissen Alter sollten solch junge Täter eventuell auch in, dem Zweck angepasste, gewaltfreie Erziehungsmaßnamen gesteckt werden – natürlich ohne Wahlmöglichkeit, jedoch mit dem Damoklesschwert der Jugendhaft bei schlechtem Verhalten.
Und mit einem Argument bitte ich doch nicht zu sehr um sich zu werfen. Alles sei im Fall der Fälle eine Waffe. Das kann man sicherlich generell so sagen, aber ein Küchenmesser stecke ich mir nicht in die Hosentasche. Es geht mir generell nur um diese leicht zu verschleiernden Utensilien, die man noch dazu schnell benutzen und auch schnell wieder verschwinden lassen kann. Ich habe bewusst nur den Schlagring erwähnt.
Noch möchte ich sagen, dass ich eine auführliche Waffenausbildung genossen habe, sie sogar selbst erteilt habe und sagen kann, dass Waffen auch in den Händen eines guten Menschen gefährlich sein können. Dies ist für mich noch ein Grund mehr dieses Zeug so streng als möglich zu Reglementieren.
Das Hauptproblem liegt allerdings weiterhin in der Zivilcourage. Wenn ich der erste war, der diesen Schlagring zu Gesicht bekommen habe, fresse ich einen Besen, sollte ich aber entgegen meiner absoluten Überzeugung auch nur der zweite gewesen sein, der den Träger angezeigt hat, nehme ich alles zurück, behaupte das Gegenteil und schmeisse eine riesen Party für alle meine Freunde…
7. März 2008 um 20:29 Uhr
Björn, in Bezug auf militärisches Gerät teile ich mit dir uneingeschränkt die Meinung ihrer Gefährlichkeit ungeachtet der Intention des Besitzers. Dies trifft allerdings auch auf alle im Zweck als Waffe verwendeten oder verwendbaren (z. B. Küchenmesser) Gegenstände zu. Und ja, ich verwende das Argument, dass sich nahezu alles als Waffe verwenden lässt. Und es gibt genügend Gegenstände, die gefährlich sind und sich leicht verstecken lassen und die nicht unter das Waffengesetz fallen. Ein als Waffe gefertigter Gegenstand ist jedoch im Gegensatz dazu auch ein perfides Statussymbol.
Sicherlich soll der alleinige Besitz von Gegenständen, die zum Verwendungszweck als Waffe geschaffen worden sind, strafbar sein. Da bin ich auch ganz deiner Meinung.
Doch ist eine harte Bestrafung eine Bekämpfung von Symptomen, nicht von Ursachen. Das Jugendstrafrecht hat nicht umsonst einen erziehenden Charakter – wie übrigens auch der Rest des Strafrechts. Dieser erziehende Charakter geht jedoch ab einer gewissen Härte der Strafe verloren, und harte Strafen haben wenig abschreckende Wirkung (siehe zum Beispiel das klassische Beispiel der Todesstrafe in den USA).
Sicherlich ist es – wie bei einer Krankheit – auch wichtig, die Symptome zu lindern, doch der Auslöser des Ganzen sollte das Hauptziel sein. Gerade wenn ich in Björns Eintrag über „diese gewaltbereite Spezies“ lese, kann mir schlecht werden. Björn zu verurteilen stünde mir nicht zu – schließlich denke ich oft nicht anders. Aber genau da fängt es an. Mit Ausgrenzung Anderer in den eigenen Gedanken. In einer Ellenbogengesellschaft, in der jeder sein eigenes Ziel verfolgt – und wir uns nicht einmal für die Namen unserer Nachbarn interessieren – gibt es Gewinner und Verlierer. Selbst die moralisch integeren unter uns erliegen leicht der Versuchung, sich in diesem Strom mitziehen zu lassen (man kann ja auch schließlich nicht beliebig über jeden Sachverhalt philosophieren).
In unserer Gesellschaft zählt die Intelligenz, zählt Leistung und – leider – auch Herkunft (auch dadurch, dass ungeförderte Kinder schlechter ihr vorhandenes Potenzial nutzen können). Der Begriff der Elite auf der einen, der von Hartz IV auf der anderen Seite. Die Hauptschüler gegen „high potentials“. Muss man sich noch über den eingeschlagenen Kurs wundern?
Symptome bekämpfen mit angemessenen Strafen und Ursachen konsequent auf der ganzen Linie entgegnen halte ich für die einzig brauchbare Lösung. Und die Strafmaße in Deutschland sind hart genug. Die Kraft, die man für ihre Verhärtung aufwenden müsste, sollte man also lieber in Ursachenbekämpfung investieren.
Und noch eine Frage zum Schluss: Wer handelt niederträchtiger, der Besitzer, der Benutzer oder der Verkäufer des Schlagrings?
7. März 2008 um 21:04 Uhr
Ich wollte mit meinem Artikel zum Nachdenken anregen, ich denke das habe ich geschafft!
Es gibt einige Gegenstände, die sicherlich auch leicht zu einer Waffe umzufunktionieren und zu verschleiern sind. Aber es gibt – ich wiederhole mich noch einmal – einige Waffen, deren Funktion NICHT zu zivilisieren ist. Und um diese und um NUR dieses geht es mir. Sonst hätte ich in meinem Artikel das Versammlungsgesetzt mit hinzugezogen.
Es ist also müßig über die verschiedenen gefährlichen Gegenstände zu disktutieren, daher tue ich dies an dieser Stelle auch nicht mehr. Mir geht es lediglich darum, dass ich keine Grundlage für ein ähnliches Strafmaß zwischen – ich sage es in aller Deutlichkeit – BEWUSSTEM (obwohl Unwissenheit bekanntlich nicht vor Strafe schützt) Besitz eines Instruments gibt, das selbst wenn es nur unbedacht eingesetzt wird immensen Schaden anrichtet und vergleichsweise harmlosen Taten, weil sie teils sogar in unseren Moralvorstellungen früher als normal betrachtet wurden. Man kann also sagen, dass auch der Gelegenheitstäter davor bewahrt werden soll.
Um deine Metapher aufzugreifen:
Krankheiten kann man oft erst bekämpfen, wenn ihre Symptome abgeklungen sind.
„Kriminelle Jugendliche“ als gewaltbereite Spezies grob zu fassen ist vielleicht auch nicht sonderlich nett, aber trifft des Pudels Kern. Hat für mich nichts diffamierendes, denn ich will damit keineswegs verallgemeinern. Und gerade dort gilt es auch wie ich gesagt habe anzusetzen. Zivilcourage ist der Begriff der Wahl, welche bei unserer Gesellschaft immer mehr verloren geht.
Ich will auch keine reine Verhärtung der Strafmaße, ich will eine Differenzierung. Im Kopf muss bereits der Unterschied klar werden, zwischen einem Bagatelldelikt und einer Straftat. Es könnte ja auch sein, dass ich der Meinung bin, dass einige Dinge einfach zu hart bestraft werden und somit wirklich gefährliche Dinge in ihrere Bestrafung heraus stechen. Denn was wird der Knabe mit dem im Laden um die Ecke geklauten MP3-Player, mit der raubkopierten Musik und dem Schlagring in der Tasche wohl denken…
Das ich kein Geheimnis daraus mache, dass ich der Meinung bin, dass unser soziales Netz unter Statussymbolen und Leistungsdruck zusammenzubrechen droht ist für jeden der mich kennt kein Geheimnis. Ich habe auch mit Schrecken gesehen, was passiert, wenn man diese verschiedenen „Schichten“ auf engstem Raum einpfercht und zwingt miteinander zu interagieren. – Ich kann nur hoffen, dass wir uns aus dieser Abwärtspirale befreien! Ich persönlich gebe dafür mein Bestes!
Auf deine letzte Frage – in meinen Augen sind alle drei verachtenswerte Menschen. So hart das klingen mag.
Der Verkäufer weil er weiss, mit diesem Teil will jemand verletzen oder töten.
Der Besitzer, weil er ihn kauft um ihn einzusetzen.
Der Täter, weil er den letzten Funken Menschlichkeit auch noch verloren hat.
Die Waffe als Statussymbol gilt für kriminelle Kreise oder Schulhöfe, aber nicht für die Strasse. Jedenfalls habe ich das so kennengelernt.